Ein Hochhaus für den Alexanderplatz
Der Alexanderplatz: Wandel und Potential
Der Alexanderplatz ist nicht nur immer wieder ein wichtiger Schauplatz in der Geschichte Berlins gewesen, sondern steht auch für die Identität der Stadt insgesamt: niemals vollendet, ständig im Wandel. Ideen zu seiner Gestaltung betreffen unmittelbar solche zu Berlins Zukunft an sich. Dieser Entwurf möchte einen Beitrag zur sinnvollen Entwicklung der City Ost leisten – für eine lebenswerte und zukunftsfähige Stadt.
Bildung und Wohnen im Zentrum
Die Berlinerinnen und Berliner haben es im Bürgerentscheid zum Tempelhofer Feld bestimmt: Für einen neuen Bau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) muss ein anderer Ort gefunden werden. Gleichzeitig hat 2014 die Diskussion um die Entwicklung der City Ost neue Impulse erhalten. An der Nordseite klafft bis heute eine bedeutende Lücke, ausgerechnet am Filetstück des Platzes. Hier bietet sich die Chance, den Alexanderplatz fernab von weiteren Einkaufsmöglichkeiten weiterzuentwickeln. Dieser Entwurf zeigt einen repräsentativen Bau für die Nutzung als Bibliothek und Wohngebäude. Der Alexanderplatz gewinnt einen Ort der Bildung, der kulturellen und sozialen Teilnahme hinzu. Die ZLB rückt in das Herz der Stadt.
Der Entwurf führt gemeinsam mit dem Hines-Hochhaus die Torsituation der Behrens-Bauten weiter. Der Sockelbau vollendet die urbane Platzkante, öffnet sich aber zum Platz. Das benachbarte Hotelhochhaus erhält ebenfalls einen neuen Sockelbau mit Einzelhandelsflächen und Restaurants am Platz, einer repräsentativen Lobby für das Hotel, Büros in den Obergeschossen, und ein weiteres Parkhaus.
Zentral- und Landesbibliothek
Zentraler Gedanke des Entwurfes ist es, einen direkten Bezug zwischen Gebäude und Stadt herzustellen, indem es sein lebendiges Inneres sichtbar macht und sich nach außen öffnet. Das Prinzip konventioneller Bibliotheken wird deshalb umgekehrt: Statt eines Lesesaals in der Mitte gruppieren sich umlaufend Lese-Lounges mit atemberaubenden Ausblick auf Platz und Stadt. Im Innern geschützt befinden sich die Bücher. Als steinerne Skulptur mit mächtigen Stützen, gefasst von einer gläsernen Hülle, vermittelt der Bibliotheksbau zwischen der benachbarten Sandsteinarchitektur und der DDR-Moderne.
Eine großzügige Freitreppe führt hinauf in das zentrale Atrium. Einer Tribüne gleich lässt sich von hier aus das urbane Treiben auf dem Alexanderplatz überblicken. Ein Restaurant mit Bezug zum Platz hat auch abends nach Schluss der Bibliothek geöffnet und gibt dem Ort die fehlende Gastronomie. Auf dem Dach der Bibliothek lädt der Lesegarten mit steinernen Regalen, in denen Kräuter wachsen, und Schatten spendenden Bäumen zum Verweilen ein. Die Kantine mit Außenbereich und der Veranstaltungsraum wenden sich direkt dem Lesegarten zu. Der Veranstaltungsbereich befindet sich ebenerdig im Sockel und ist unabhängig von der Bibliothek nutzbar.
Wohnen über dem Alexanderplatz
Über dem Bibliotheksbau erhebt sich der monolithische, kristallene Turm mit Wohnungen von 40 bis 250 Quadratmetern. Das Diamantmuster seiner Fassade verweist auf das ehemalige DDR-Centrum-Warenhaus mit seiner Wabenfassade. Dahinter liegende Wintergärten lassen sich durch raumhohe Schiebefenster in windgeschützte Loggien verwandeln, was dem Hochhaus ein lebendiges Erscheinungsbild verleiht. Die Loggien sind im Gegensatz zu herkömmlichen Balkonen auch bei schlechtem Wetter nutzbar. Dem Trubel des Platzes abgewandt erreichen die Bewohner die Aufzüge in einer Lobby mit Concierge an der Alexanderstraße. An der Spitze des Hochhauses befindet sich ein Spa, der auch für externe Gäste über eine separate Lobby geöffnet ist. In Schwimmbad (28 x 9m), Sauna, Fitnessbereich und Bar lässt sich bei bester Aussicht über die Stadt entspannen und erholen.
Beratung Tragwerk: GMG Ingenieurgesellschaft Berlin mbH, Dr.-Ing. Sebastian Krohn.
Beratung Haustechnik: Building Applications Berlin, Dipl.-Ing. Johannes Kasche
Beratung Fassade: eControl-Glas, Plauen, Manfred Dittmar
Vielen Dank an: Katharina Nettekoven, Anja Neupert, Konstantin Voigt, Thilo Ferdinand Reich, Michael Hirschbichler, Markus Häffner, Johannes Karl Tödte