

Teilnahme am Ideenwettbewerb für das Museum des 20. Jahrhunderts 2015/2016
Reflecting Cube
Museum des 20. Jahrhunderts
Eine gemeinsame Form für die schillernde Polysemie der Kunst des 20. Jahrhunderts zu finden und dabei die Vielgestalt der Ausdrucksformen anzudeuten – dieses Bestreben ist der Ausgangspunkt für den Entwurf »Reflecting Cube«.
Er basiert auf einer kubischen Lösung. Der Kubus – per se harmonisch und universell begreifbar – soll zugleich souverän und markant wirken: Charakteristisches Merkmal ist die mehrmalige horizontale Verschiebung der Geschoss-Ebenen. Sie strahlt nach außen und vermittelt eine anziehende Dissonanz, die mit der Vielfalt seines Inneren korrespondiert. Somit bezieht der Bau Stellung als eigenständiger Charakter innerhalb seiner Umgebung – und wirkt gleichzeitig durch Positionierung, Form und Materialität konsequent als Vermittler zwischen den umliegenden Solitären.
Bestimmend ist dabei die Respektierung der wesentlichen Sichtachsen, wie die von der nordöstlichen Potsdamer Straße sowie von der Philharmonie in Richtung der Neuen Nationalgalerie. Auch die Blickbeziehung zur Piazzetta wird bewahrt, wodurch das Kulturforum seine Offenheit behält. In bewusster Nähe zur St.-Matthäus-Kirche bindet der Entwurf diese in das Areal ein: Auf der Südseite wird ein Hof geformt, der Mätthaikirchplatz wird bestärkt und durch die Terrasse des Restaurants belebt. Die angrenzenden Platzflächen werden als fließende Räume mit einem durchgehenden Belag gestaltet, auf der einzelne Bäume stehen. Die bestehende Platane wird als Naturdenkmal erhalten und respektiert. Der Verkehr wird herausgehalten. Der Entwurf entwickelt so das bestehende landschaftsplanerische Konzept in der Idee der Scharounschen Moderne als Stadtlandschaft weiter.
Auch durch die Untersockelung fügt sich der Entwurf in das Ensemble mit den benachbarten Architekturikonen ein. Das Museum wird in bewusstem Abstand zur Potsdamer Straße platziert, um die Blickweite freizuhalten und bietet Platz für die Präsentation großformatiger Skulpturen. Der flache Sockel stellt einerseits eine Distanz zum Straßenverkehr her, verleiht dem Gebäude andererseits eine einladende Dynamik. Darüber hinaus greift der rechteckige Grundriss die Form der Neuen Nationalgalerie auf, während Philharmonie, Kammermusiksaal und Staatsbibliothek wiederum die Größe des Baus motivieren.
Selbstbewusst und zugleich vermittelnd – diese Maxime setzt sich fort in der Wahl des Außenmaterials: Schimmerndes Leichtmetall zitiert das ›Gold‹ der Scharoun-Bauten und verweist auf den kulturellen Wert seines Inhalts. Die sanften Spiegelungen füllen das Volumen mit Leichtigkeit auf und fügen das Museum scheinbar schwerelos in die Stadtlandschaft ein. Charakteristisch für den Bau werden stets alternierende Eindrücke seines Äußeren werden – geprägt von den Bewegungen und Veränderungen in seiner Umwelt.
Leitidee für das Raumkonzept ist kommunikative Offenheit. So bietet das Erdgeschoss eine unverstellte Sicht auf der Nord-Süd-Achse hinweg. Das Foyer, das sich auch für verschiedene Veranstaltungen unterteilen lässt, ist über drei Eingänge zugänglich und soll als neuer Verteiler des Kulturforums in alle Richtungen wirken. Die Besucher werden dabei effizient zum zentralen Einlasspunkt am Fuße der Wendeltreppe geführt. Bereits von weitem erkennbar bietet diese durchgehend Orientierung innerhalb eines von Tageslicht durchfluteten Luftraums. Er ermöglicht eine Vielzahl von Blickbeziehungen zwischen den Ausstellungssegmenten in allen Ebenen und erstreckt sich bis zum untergeschossigen, bereits von außen einsehbaren Forum, um das sich die Sonderausstellungen gruppieren und das sich mit knapp 14m lichter Höhe für die Präsentation überhoher Exponate eignet. Die verschiedenen Ausstellungen können von hier aus einzeln besucht oder im Rundgang hintereinander begangen werden. Von hier aus wird auch der direkte Zugang zur Neuen Nationalgalerie erfolgen. Die Vielfalt der Kunst so wird in einem offenen Raum gefasst und nahbar vermittelt.
Die Restaurierung, die Wissenschaftliche Verwaltung und die Besucherräume werden zentral im ersten Obergeschoss zusammengefasst und umschließen die Wechselausstellung. Nach außen zeichnen sie sich durch eine Glasfassade ab. Die beiden oberen Geschosse beherbergen als geschlossene Kuben die Ausstellung der Kunst nach 1945, die nur an gewählten Punkten einen Ausblick nach draußen gewähren. Im obersten Geschoss bietet sich zudem die Möglichkeit der Tageslichtnutzung über Oberlichtdecken. Anlieferung und Personaleingang werden über die Sigismundstraße abseitig vom zentralen Forumsplatz bedient. Die interne Erschließung und der Lastenaufzug erreichen von hier aus alle Geschosse. Der Gebäudebetrieb wird in einem Zwischengeschoss angeordnet. Auf dem Zwischengeschoss sind auch die zentralen Garderoben und Besucher-WCs angesiedelt, die direkt vom Foyer aus zugänglich sind und sich für Veranstaltungen von den Ausstellungen getrennt betreiben lassen. Die Depots werden in direkter Nähe zu den Ausstellungsräumen und dem Kunsttransport angeordnet. Die Haustechnikräume (Elektrotechnik, Fernwärme, Kälte- und Lüftungszentrale) werden ebenso im Untergeschoss angeordnet. Weitere, dezentrale Lüftungsmaschinen werden unsichtbar im Dachraum zur Versorgung der oberen Geschosse platziert. Insgesamt entsteht so dank der kompakten Anordnung der Räume ein wirtschaftliches und nachhaltiges Gebäude.